Krise als Chance erzählen
Ringvorlesung des Kollegs "Mittelalter und Frühe Neuzeit" im Sommersemester 2021
Das Erzählen über Krise als Alltagspraxis begleitet uns erheblich länger als aktuelle Debatten um das gegenwärtige Zeitalter multipler Krisen. Erzählen ist dabei viel mehr als lediglich eine Praxis der Darstellung oder Bewältigung von Erlebtem: Es bedeutet zugleich Weltgestaltung. Thema des Bandes sind Narrative von der Vormoderne bis in die Gegenwart, die Krisen nicht nur als Bedrohung einer gegebenen Ordnung, sondern zugleich als Chance zu grundsätzlichem Wandel und Neubeginn darstellen. Wer Krise als Chance erzählt, imaginiert eine erstrebenswerte Zukunft. Und nicht zuletzt sind es diese Narrative, die die Vielen mobilisieren und damit gesellschaftliches Veränderungspotential erst ermöglichen und letztlich neue Realitäten gestalten. Der Band verbindet interdisziplinäre Ansätze der Erforschung von Krisen und des sie begleitenden bildlichen, mündlichen, schriftlichen, medialen, künstlerischen usw. Erzählens. Dabei geht es darum, ein Spektrum der Krisenerfahrungen vom Mittelalter über die Frühe Neuzeit bis hin zur Gegenwart kennenzulernen. Gemeinsamkeiten sowie Differenzen werden derart für das heutige Verständnis aktueller Krisenphänomene fruchtbar gemacht. Dies dient auch unserer Verortung in einer sich rasch verändernden Welt.
Das detaillierte Programm finden Sie auf der Internetseite des Lehrstuhls für Europäische Ethnologie/Empirische Kulturwissenschaft:
20.04.2021 | Christian Buhr (Würzburg) Die "Marcellusflut" von 1219. Ein Katastrophennarrativ |
27.04.2021 | Andreas Bähr (Frankfurt an der Oder) Zeit der crisis. Der Dreißigjährige Krieg in Geschichtserzählungen des 17. Jahrhunderts |
04.05.2021 | Steffen Patzold (Tübingen) Bedrohte Ordnung als Chance. Die Rebellionen gegen Ludwig den Frommen 830–835 |
11.05.2021 | Silke Göttsch (Kiel) Krise als biografische Erfahrung. Lebens- und Gesellschaftsentwürfe im 18. Jahrhundert |
18.05.2021 | Anuschka Tischer (Würzburg) Reden über den Krieg? Leichenpredigten der Zeitgenossen des Dreißigjährigen Krieges |
01.06.2021 | Dominic Bärsch (Mainz) Sintflut und Weltenbrand als Chance. Darstellungsmechanismen christlicher Weltuntergangsnarrative |
08.06.2021 | Iudhita Balint (Dortmund) – entfällt Die Zukunft der Arbeit und der Wirtschaft in Krisenberichten und -erzählungen |
15.06.2021 | Bernd Rieken (Wien) "Ich habe mir das Bein gebrochen, es war wohl besser so." Leid und Trost in Krisenzeiten. |
22.06.2021 | Dieter Wrobel (Würzburg) – entfällt Dystopien in aktueller Kinder- und Jugendliteratur |
29.06.2021 | Joachim Hamm (Würzburg) Der Krieg als Vater der Utopie Die Friedensschriften des Erasmus von Rotterdam als Antwort auf die Allgegenwart des Krieges |
06.07.2021 | Jörg Müller (Würzburg) Das Sterben von Bäumen hat auch sein Gutes |
13.07.2021 | Franziska Nori (Frankfurt am Main) "Trees of Life - Erzählungen für einen beschädigten Planeten". Zur Konzeption der Ausstellung im Frankfurter Kunstvverein |
Zeit und Ort
Die Ringvorlesung findet jeweils dienstags um 19:30 Uhr statt.
Aufgrund der aktuellen Lage durch die Corona-Pandemie ist die Ringvorlesung in Präsenz leider nicht möglich. Stattdessen wird sie online via Zoom übertragen, die Zugangsdaten finden Sie ebenfalls auf der Seite des Lehrstuhls für Europäische Ethnologie/Empirische Kulturwissenschaft (siehe oben).
Organisation und Kontakt
Prof. Dr. Michaela Fenske
Dr. Susanne Dinkl
Felix Linzner
Lehrstuhl für Europäische Ethnologie/Empirische Kulturwissenschaft
Prof. Dr. Joachim Hamm
Professur für deutsche Philologie, insb. Literaturgeschichte des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit